CO₂-effiziente Zemente und Betone verwenden

Die Herstellung von Beton in Deutschland ist je nach geforderter Leistungsfähigkeit im Mittel mit einem CO₂-Fußabdruck von 180 kg bis ca. 300 kg pro m³ verbunden. Die CO₂-Intensität hängt dabei in erster Linie vom eingesetzten Zement und seinem Anteil an gebranntem Kalkstein (Portlandzementklinker) ab. Die Emissionen aus der Aufbereitung der Gesteinskörnungen und der Verwendung der weiteren Ausgangsstoffe sowie aus Transporten spielen eine untergeordnete Rolle. Insofern ist der Einsatz CO₂-effizienter Zemente im Beton ein entscheidender Hebel bei der Dekarbonisierung der Betonbauweise.

CO₂-effiziente Zemente und Betone können in fast allen typischen Anwendungsbereichen des Hoch- und Tiefbaus verwendet werden. Das Minderungspotenzial ist vor allem bei Innenbauteilen und üblichen Außenbauteilen des Hochbaus groß, denn dort werden rund 60 - 80 % des Transportbetons in Deutschland eingesetzt. Diese Betonanwendungen sind in der Regel geringen bzw. moderaten Umwelteinwirkungen ausgesetzt, sodass sie sich sehr für den Einsatz besonders CO₂-effizienter Zemente im Beton eignen. Hierdurch lassen sich ohne technische Einschränkungen bereits heute CO₂-Einsparungen von ca. 20 % pro m³ Beton im Vergleich zum Durchschnitt erreichen.

Mit welchen Zementen im Beton lassen sich diese Einsparungen erreichen?

CO₂-Fußabdruck von Beton (C25/30)
mit verschiedenen Zementen in kg CO₂-Äq/m³

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von EPDs für Beton C25/30 und die genannten Zementarten.
„Durchschnitt“ entspricht heute durchschnittlichem Zement in Deutschland (EPD 2018).
CEM I ist Branchenreferenzwert in CSC (EPD 2017).
Annahme CEM II/C-M: Klinker 50 %, Hüttensand 30 %, Kalkstein 20 %.
CEM III/A (EPD 2022).
Annahme CEM III/B: Klinker: 29,5 %, Hüttensand: 69,5 %, Kalkstein: 1%.
CEM VI heute noch nicht verfügbar, voraussichtlich in größeren Anteilen erst ab 2030.

Hier sind z. B. Betone auf der Basis von CEM III/A- oder neuen CEM II/C-M (S-LL)-Zementen besonders relevant. Sie verbinden zwei Vorteile: signifikante CO₂-Einsparungen und ein breites Spektrum von Bauanwendungen. Im mehrgeschossigen Hochbau bietet der Einsatz dieser CO₂-reduzierten Betone in vergleichsweise CO₂-intensiven konstruktiven Bauteilen wie Decken, Wänden sowie bei Bodenplatten und Fundamenten erhebliches Einsparpotenzial. Für ausgewählte Anwendungen und Innenbauteile kann künftig der Einsatz besonders CO₂-effizienter CEM VI-Zemente eine Lösung sein. Diese werden derzeit entwickelt.

Mit Blick auf die Planung, Ausschreibung und Vergabe ist es wichtig, diese CO₂-effizienten Zemente und Betone gezielt am Markt nachzufragen.

Eine gute Orientierung über die CO₂-Minderung bei Betonen verschiedener Betondruckfestigkeitsklassen durch den Einsatz von Zementen mit reduziertem Klinkeranteil bietet das CO₂-Modul des Concrete Sustainability Council. Es definiert bezogen auf den Branchenreferenzwert vier CO₂-Klassen anhand der spezifischen THG-Emissionen pro m³ Beton in der jeweiligen Festigkeitsklasse des Betons. Betone der CO₂-Klasse „Level 1“ entsprechen einer Einsparung gegenüber der Referenz um 30 %, „Level 2“ von 40 %, „Level 3“ von 50 % und Level 4 von 60 %. Betone der Level 1 und 2 sind in der Regel in Innenbauteilen und üblichen Außenbauteilen des Hochbaus einsetzbar und in den meisten Regionen bereits heute verfügbar.

 

Treibhausgas-Emissionen pro m³ Beton nach Festigkeitsklasse und CO₂-Klassen

C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C45/55 C50/60
CO₂-Klassen Maximal zulässige Treibhausgas­emissionen (netto kg CO₂-Äq./m³)
Branchen­referenzwert 213 237 261 286 312 325
GWP-Wert für einen Durchschnitts­beton (informativ) 178 197 219 244 286 300
LEVEL 1 (≥30%) 149 166 183 200 218 228
LEVEL 2 (≥40%) 128 142 157 172 187 195
LEVEL 3 (≥50%) 107 119 131 143 156 163
LEVEL 4 (≥60%) 85 95 104 114 125 130

Quelle: CSC. Angegeben sind die Werte der Module A1 – A3.

Innovationen

Klimaneutrale Zemente mithilfe der CO₂-Abscheidung

Klimaneutrale Zemente mithilfe der CO₂-Abscheidung

Um klimaneutrale Zemente und Betone herzustellen, müssen die rohstoffbedingten Prozessemissionen vollständig vermieden werden. Dies ist mit heute verfügbaren Technologien noch nicht möglich. Deshalb arbeiten die deutschen Zementhersteller und der VDZ seit rund 15 Jahren an der Abscheidung von CO₂ im Zementwerk und dessen anschließender Nutzung oder Speicherung (Carbon Capture and Utilisation/Carbon Capture and Storage). Erste Pilot- und Demonstrationsanlagen in Deutschland gehen…

Klimaneutrale Zemente mithilfe der CO₂-Abscheidung

Um klimaneutrale Zemente und Betone herzustellen, müssen die rohstoffbedingten Prozessemissionen vollständig vermieden werden. Dies ist mit heute verfügbaren Technologien noch nicht möglich. Deshalb arbeiten die deutschen Zementhersteller und der VDZ seit rund 15 Jahren an der Abscheidung von CO₂ im Zementwerk und dessen anschließender Nutzung oder Speicherung (Carbon Capture and Utilisation/Carbon Capture and Storage). Erste Pilot- und Demonstrationsanlagen in Deutschland gehen aktuell in Betrieb, weitere werden in den nächsten Jahren folgen. Ab 2030 könnten laut der CO₂-Roadmap der Branche rund 1 Mio. Tonnen CO₂ durch dessen Nutzung als Rohstoff oder dessen Speicherung reduziert werden – damit werden mittelfristig auch klimaneutrale Zemente und Betone verfügbar sein.

Innovationen

Neue Bindemittel

Neue Bindemittel

Weltweit wird – zum Teil bereits seit Langem – daran gearbeitet, alternative Klinker bzw. Bindemittelsysteme möglichst mit geringen spezifischen CO₂-Emissionen und vergleichbarer Leistungsfähigkeit sowie Verfügbarkeit wie Portlandzementklinker herzustellen. Die Forschungen befinden sich jedoch vielfach noch im Laborstadium. Die Marktentwicklung wird in diesen Fällen Zeit für die sorgfältige technische und praktische Erprobung und Untersuchung der langfristigen Eignung erfordern.…

Neue Bindemittel

Weltweit wird – zum Teil bereits seit Langem – daran gearbeitet, alternative Klinker bzw. Bindemittelsysteme möglichst mit geringen spezifischen CO₂-Emissionen und vergleichbarer Leistungsfähigkeit sowie Verfügbarkeit wie Portlandzementklinker herzustellen. Die Forschungen befinden sich jedoch vielfach noch im Laborstadium. Die Marktentwicklung wird in diesen Fällen Zeit für die sorgfältige technische und praktische Erprobung und Untersuchung der langfristigen Eignung erfordern. Erste Demonstrationsprojekte und auch praktische Anwendungen wurden auf den Weg gebracht. Aus heutiger Sicht werden sich die Bindemittel vor allem für spezielle Anwendungsfelder eignen. U. a. auch deshalb, weil diese Bindemittel zum Teil Rohstoffe benötigen, die überregional nicht in den erforderlichen Mengen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sind Unterschiede in der technischen Leistungsfähigkeit dieser Bindemittel und der damit verbundenen Einsatzmöglichkeiten in Bauwerken zu berücksichtigen.

teaser image
Concrete Sustainability Council

Das Concrete Sustainability Council (CSC) fördert die Transparenz über den Herstellungsprozess von Beton sowie die Auswirkungen auf das soziale und ökologische Umfeld.

CO₂-effiziente Bauteile
und Konstruk­tionen aus Beton planen

Spannbeton-Fertigdecke

Spannbeton-Fertigdecken benötigen im Vergleich zu anderen Betondeckensystemen bei vergleichbaren statischen Anforderungen an die Decke bis zu 40 % weniger Beton und bis zu 75 % weniger Stahl. Auch eine Reduzierung der Bauteildicke durch Minderung der Betondeckung ist möglich. Spannweiten von 7 m können bei 15 cm Deckendicke oder 18 m bei 40 cm Deckendicke erreicht werden. Auch durch den Einsatz von Hohlkörpern lässt sich der Materialaufwand deutlich reduzieren, ohne die Tragfähigkeit zu beeinflussen (Hohldecken). Die Integration von Heizungs- und Lüftungsleitungen ist möglich, ebenso die Betonkern-Aktivierung. Spannbeton-Fertigdecken eignen sich auch für den Holz-Beton-Hybridbau, um insbesondere die Anforderungen an Schallschutz und Brandschutz wirtschaftlich zu erfüllen.

Sandwichdecke

Eine weitere Möglichkeit zur Herstellung gewichtsminimierter, vorgefertigter Deckensysteme ergibt sich durch vorgespannte Sandwichdecken. Zwei äußere Betonschalen sowie dazwischen angeordnete Betonrippen gewährleisten die statischen Anforderungen. Zwischen den Rippen werden Verdrängungskörper angeordnet, wo statisch kein Beton erforderlich ist. Die untere Sandwichplatte und die Rippen werden vorgefertigt. Auf der Baustelle werden die Leitungen der Gebäudetechnik und die obere Beton-Sandwichplatte ergänzt. Das System ermöglicht eine flexible Raumaufteilung für unterschiedliche Nutzungsanforderungen. Möglich sind Spannweiten bis 20 m und Gewichtseinsparungen bis 50 % im Vergleich zu Massivdecken. Sandwichdeckensysteme sind als Fertigteil oder Halbfertigteil verfügbar.

Ortbeton-Hohldecken

Auch Ortbeton-Hohldecken lassen vergleichbare Einsparungen zu (bis 35 % Betonreduktion, bis 15 % Stahlreduktion, bis 20 % geringerer CO₂-Fußabdruck). Mit 20 cm bis 80 cm Bauteildicke zeigt sich die große Flexibilität der Hohldeckensysteme. Gerade bei größeren Spannweiten kann durch Einbau von Hohlkörpern, z. B. aus Recyclingkunststoff, in statisch gering beanspruchten Deckenbereichen das Gewicht der Decke reduziert werden. Durch das geringere Eigengewicht kann die Deckendicke reduziert oder die Spannweite vergrößert werden. Außerdem werden die lastabtragenden Bauteile weniger beansprucht. In den letzten Jahren wurde eine Reihe unterschiedlicher Hohlköpersysteme entwickelt. Auch nach dem Rückbau von Ortbeton-Hohldecken kann mit einfachen Aufbereitungsmethoden (unterschiedliche Rohdichte Beton/Kunststoff/Papier) eine Trennung der Materialien erreicht werden, die als rezykliertes Material wieder dem Stoffkreislauf zugeführt werden können.

CO₂-Effizienz von Bauteilen mit hoher Druckfestigkeit am Beispiel Stützen

Vergleich des CO₂-Fußabdrucks eines Kubikmeters Beton in zwei Betonfestigkeits­klassen

Quelle: GWP-Werte gemäß Tabelle

CO₂- und Material­einsparung durch Nutzung der höheren Festigkeits­klasse

Quelle: GWP-Werte gemäß Tabelle
* Bei der Bemessung und Herstellung von Betonfertigteilen kann eine Reihe von normativen Vorteilen genutzt werden, weil die Fertigung unter werksmäßigen Bedingungen mit hoher Qualität und ohne direkte Wittergunseinflüsse stattfinden kann. So darf u. a. der Mindestbauteilquerschnitt für waagrecht betonierte Gertigteilstützen von 200 mm auf 120 mm vermindert werden (DIN EN 1992-1-1).

Hybride Bauweisen aus Holz und Beton im Verbund (HBV)

können aus wirtschaftlicher und technischer Sicht eine sinnvolle Lösung sein. Möglich sind im Neubau Rippen- und Flachdecken, bei denen Holzbalken oder Holzplatten mit zwischen 6 cm und 12 cm dicken Betonplatten auf der Baustelle oder im Fertigteilwerk schubfest verbunden werden. Holz wirkt als Zuggurt, Beton als Druckgurt. Die HBV-Bauweise ist zurzeit eine nicht geregelte Bauweise im Sinne der Landesbauordnungen, d. h. für die schubfeste Verbindung von Holz und Beton ist eine Europäisch Technische Bewertung (ETA) bzw. eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) erforderlich. Eine Aufnahme der Bauweise in den Eurocode 5 wird vorbereitet. HBV-Decken können im Neubau, aber auch im Altbau zur Ertüchtigung von Holzdecken deutliche Verbesserungen der statischen und bauphysikalischen Eigenschaften erreichen.

Tragende Betonfertig­teile

Bei der Bemessung und Herstellung von Betonfertigteilen können eine Reihe von Vorteilen genutzt werden, weil die Fertigung unter werksmäßigen Bedingungen mit hoher Qualität und ohne direkte Witterungseinflüsse stattfinden kann. Vor der Auslieferung der Fertigteile erfolgt die Qualitätskontrolle der Bauteile. Bei entsprechender werkseitiger Qualitätskontrolle können beispielsweise die Betondeckung und bei Fertigteilstützen der notwendige Querschnitt reduziert werden. In vielen Fällen werden für Betonfertigteile Betone einer höheren Festigkeitsklasse verwendet. Auch wenn Betone höherer Festigkeitsklassen mehr CO₂ pro m³ Beton bedeuten, kann durch die Reduzierung des Bauteilquerschnitts sowie bessere Ausnutzung der Druckfestigkeit der absolute CO₂-Fußabdruck des Bauteils häufig gesenkt werden.

Unbewehrte Betone oder Ver­ringerung der Be­wehrungs­menge

Der Bewehrungsstahl in Stahlbeton hat in Deutschland einen durchschnittlichen CO₂-Fußabdruck von rd. 260 kg CO₂/m³ Stahlbeton. Unbewehrte, oder gering bewehrte Bauteile können sich damit – wenn statisch möglich – positiv auf die Klimabilanz des Bauwerks auswirken. Druckbeanspruchte Bauteile aus Beton werden heute üblicherweise bewehrt ausgeführt. Dies ist nicht immer zwingend notwendig.

Unbewehrte Wände können gegenüber bewehrten Bauweisen einen deutlich geringeren CO₂-Fußabdruck aufweisen. Bei Streifen- und Einzelfundamenten darf gegenüber anderen unbewehrten Bauteilen ein erhöhter Bemessungswert für die Betonzugfestigkeit angesetzt werden, weil die Gefahr des spröden Versagens durch die Umlagerung des Sohldrucks reduziert wird. Auch nichttragende, unbewehrte Bodenplatten mit Anordnung von Scheinfugen werden seit vielen Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt.

Innovationen

Innovative Verdrängungs­körper und Schalungs­systeme

Innovative Verdrängungs­körper und Schalungs­systeme

Eine Innovation bei Ortbeton-Hohldecken stellen Verdrängungskörper aus Recyclingkarton dar, die gegenwärtig entwickelt werden. Das sogenannte Faserformmaterial besteht aus Recyclingpapier und wird bereits in der Verpackungsindustrie z. B. als Eierkarton eingesetzt. Eine weitere Innovation sind freigeformte und 3D-gedruckte Deckenschalungen, mit denen Spannbeton-Rippendecken geschalt werden, die Beton nur an den statisch erforderlichen Stellen aufweisen. Die Deckensysteme werden…

Innovative Verdrängungs­körper und Schalungs­systeme

Eine Innovation bei Ortbeton-Hohldecken stellen Verdrängungskörper aus Recyclingkarton dar, die gegenwärtig entwickelt werden. Das sogenannte Faserformmaterial besteht aus Recyclingpapier und wird bereits in der Verpackungsindustrie z. B. als Eierkarton eingesetzt.

 

Eine weitere Innovation sind freigeformte und 3D-gedruckte Deckenschalungen, mit denen Spannbeton-Rippendecken geschalt werden, die Beton nur an den statisch erforderlichen Stellen aufweisen. Die Deckensysteme werden an der Eidgenössischen Matarialprüfanstalt in Zürich entwickelt, hergestellt und in einem Forschungsgebäude unter Realbedingungen getestet. Diese Art der „verlorenen“ Schalung ermöglicht die Herstellung freier Deckenformen in Sichtbetonqualität.

Typenstatik und Bemessungs­programm

Download der Typenstatik (nach Eurocode 2) für unbewehrte Betonwände

Recarbonati­sierung

Beton als CO₂-Speicher nutzen

Bei der Carbonatisierung von Festbeton handelt es sich um eine natürlich vorkommende chemische Reaktion, bei der CO₂ aus der Umgebungsluft in den Beton eindringt, im Zementstein reagiert und darin fest eingebunden wird.

Carbonati­sierung

Wenn der Beton von seiner Oberfläche her CO₂ aufnimmt und dadurch carbonatisiert, kann dadurch die Dauerhaftigkeit des Bewehrungsstahls in Mitleidenschaft gezogen werden. Aus diesem Grund wird bei Stahl- und Spannbeton darauf geachtet, dass die Carbonatisierung durch betontechnische Maßnahmen begrenzt wird und die Stahlbewehrung nicht geschädigt werden kann. So sieht das Regelwerk beispielsweise für die Bemessung von Betontragwerken Mindestwerte für die Betondeckung der Bewehrung in Abhängigkeit von den Umgebungs­bedingungen vor.

Letztlich nimmt Beton aber auch bei Beachtung dieser betontechnischen Randbedingungen relevante Mengen an CO₂ auf. Dies ist in der CO₂-Bilanz von zementgebundenen Baustoffen entsprechend positiv zu bewerten, da dadurch die CO₂-Emissionen der Zementherstellung zum Teil kompensiert werden. Beton ist also auch ein dauerhafter CO₂-Speicher.

CO₂-Aufnahme

Zwei Fragen bezüglich der CO₂-Aufnahme zementgebundener Baustoffe sollen nachfolgend beantwortet werden:

  • Seit mehr als 150 Jahren wird mit Beton und Zementmörtel gebaut. Wie viel CO₂ wird von unserer gebauten Umwelt in jedem Jahr gebunden? (Globaler/regionaler Ansatz, z. B. für die Klimamodellierung)
     
  • Wie viel CO₂ wird von einem neu hergestellten Betonbauteil/Bauwerk während der Nutzungsphase und nach Ende der Nutzungsphase eingebunden? (Bauprodukt­bezogen, z. B. für die Ökobilanzierung)

Globaler/Regionaler Ansatz

2021 wurde die CO₂-Aufnahme von Beton erstmalig bei der weltweiten Klimamodellierung berücksichtigt und in der wissenschaftlichen Datenbasis des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) verankert. Es wird dort davon ausgegangen, dass eine CO₂-Menge in Höhe von 43 % der weltweit rohstoffbedingten CO₂-Emissionen, die beim Brennen des Zementklinkers anfallen, über den Lebenszyklus des Betons wieder eingebunden werden. Für Europa wird aufgrund der Rahmenbedingungen (geringerer Klinkergehalt der Zemente, geringere Anteile an Zementmörtel und -putzen) von der Einbindung in Höhe von 23 % der rohstoffbedingten CO₂-Emissionen beim Brennen des Zementklinkers ausgegangen.

Öko­bilanzierung

In Ökobilanzen wird zur Quantifizierung der CO₂-Aufnahme von Beton meist zwischen der „Nutzungsphase“ von Betonbauwerken und deren „Lebensende“ unterschieden:

  • In der Nutzungsphase hängt die CO₂-Aufnahme von der Festigkeit des Betons und den Expositions­bedingungen ab. Ein Beton für Innenbauteile mit geringer Festigkeit wird z. B. in der Regel während der Nutzungsphase mehr CO₂ aufnehmen als ein hochfester Beton, der dem Außenklima ausgesetzt ist. Oberflächen­behandlungen können die Carbonatisierung verlangsamen. Die Norm DIN EN 16757 enthält detaillierte Hinweise zur Ermittlung der CO₂-Aufnahme von Betonen während der Nutzungsphase.
  • Die CO₂-Aufnahme des Betons nach der Nutzung des Bauwerks hängt von den ergriffenen Maßnahmen zur Behandlung, Verwertung oder Entsorgung ab. Besonders effektiv ist die CO₂-Aufnahme des Betons, wenn er beim Recycling zerkleinert und dadurch die Oberfläche vergrößert wird. Der zerkleinerte Beton sollte dann eine Zeitlang ungebunden und der Witterung ausgesetzt gelagert werden.

Potenzial für die CO₂-Aufnahme von Beton nach DIN 16757

Betonfestigkeitsklassen CO₂ C20/25 C25/30 C30/37 C35/45 C45/55 C50/60
Globales Erwärmungspotenzial GWP (kg CO₂-Äquivalent/m3 Beton), EPD, Modul A1-A3 (Herstellung) Emission 178 197 219 244 286 300
CO₂-Aufnahme während der Nutzungsphase (kg/m³ Beton, 20 cm dickes Betonbauteil), EPD, Modul B1 Aufnahme - 10
Potenzial für die CO₂-Aufnahme nach dem „Lebensende“ (kg/m³ Beton) -59,3 -67,5 -76,2 -87,4 -100,4 -106,9

Themen

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